Vorwort zum Abi ‘95 –

Nachwort zu unserer Schulzeit

Endlich haben wir es geschafft, die Schulzeit haben wir nun alle mehr oder weniger unbeschadet und erfolgreich beendet! Doch ist dies wirklich so schön?

Schließlich heißt es auch Abschied nehmen von Schulkameraden, die man zum Teil schon seit der ersten Klasse kennt, mit denen man einige Klassenfahrten zusammen erlebt hat und die man – was aber meist wohl erst im Nachhinein wahrgenommen wird – vermissen wird.

Nach dem Abitur zerstreut sich die ehemalige „Dreizehn“. Jungs werden von nun an in trostlosen Kasernen abgerichtet oder fristen ihr Dasein am Steuer eines Zivi-Autos, die Mädchen mit der Anonymität der Uni oder dem Berufsalltag während der Ausbildung konfrontiert, doch außer in melancholischen Momenten herrscht glücklicherweise meist Frohsinn. Wenn es einmal nicht so sein sollte, dann erinnert man sich an die Lio, wie man sie in Erinnerung behalten wird:

Wie man als Mittelstufenschüler in einem sonnendurchfluteten Klassenraum im A-Haus saß, eine Atmosphäre, die schon fast zu nostalgisch scheint, um wahr zu sein. Die Tage, an denen man in den altehrwürdigen Korridoren der Gebäude verzweifelt versuchte, sich einen Überblick über die Schule zu verschaffen. Oder der Siebtkläßler, dessen einziges Problem die Automaten waren, weil sie die Milchtüten aus einer dumpfen, dunklen Öffnung in einer finsteren Ecke des Gebäudes ausspieen.

Neben Horrorszenarien wie diesen aus der eigenen, lange zurückliegenden Kindheit, über die man mit einigen Jahren Abstand herzhaft lachen kann, gibt es auch die gemütlichen Stunden in Kneipen der Lio-Umgebung und Erlebnisse aus dem Klassenzimmer. Auch die Erinnerung an gemeinsam mit (Schul)freunden durchgemachte Dinge, wie Fahrprüfung, Erlebnisse der letzen Feste und die nicht zu verachtende selbstlose Hilfe untereinander, wenn es während der Klausur nicht so klappte, lassen den Abschied schwerer werden.

Doch was wären die Jahre ohne die Lehrer gewesen, die so viel zum Gelingen der eigenen Schulkarriere beigetragen haben? Gegen Ende unseres Schülerdaseins kennen wir sie alle, auch wenn wir einige von ihnen nicht im Unterricht hatten. Zu vielen von ihnen entwickelte sich sogar – vor allem auf den Tutorenfahrten – ein eher kollegial-freundschaftliches Verhältnis. Wir verlassen die Schule also mit einer vorübergehenden Freude über das Erreichte. Diese Zeitung, die Ihr in Euren Händen haltet, lädt nun zum Schwelgen in der Vergangenheit ein und soll den Abschiedsschmerz mindern, denn jeder bekommt (hoffentlich) etwas von ihm ab.

Genug der pessimistischen Aussichten, das Abitur liegt hinter uns! Viele haben in Komitees zusammen mit anderen Vorbereitungen für Feierlichkeiten des Abijahrgangs 1995 getroffen, andere haben sich nur darauf beschränkt, die „Frei-Zeit“ zu genießen – wie auch immer, der Arbeitswelt sind wir schon wesentlich näher als vom Elfenbeinturm der Schule aus.

In unserem Jahrgang gab es leider nicht immer die Einigkeit wie in den letzten Wochen vor dem Abitur, doch vielleicht ist die „neue Freundlichkeit“ auch nur vom dem Gedanken „wir sehen uns ja bald sowieso nie wieder“ geleitet. Ein anderer Grund könnte in einer Umorientierung der eigenen Empfindungswelt liegen, die von dem Cliquengehabe Abstand nimmt und sich eher auf die Leistungsgesellschaft ausrichtet, die jedem etwas Freundlichkeit zukommen läßt, sofern „er“ oder „sie“ im Augenblick des Gespächs von Interesse ist. Letzteres wurde vor allem an den Abiparties deutlich, bei denen auch die größten persönlichen Rivalen oder unbeliebten Personen mit Handschlag begrüßt wurden: Man möchte sich eben vergnügen. Wenn die wichtigen Momente vorbei sind, ist es auch mit der Einheit der Abiturientenschaft vorbei, leider.

Könnte man nicht immer so sein und dabei die alten Voreingenommenheiten vergessen? Es gibt in der Regel immer Individuen, die den kleinen Grenzverkehr beherrschen und bei allen Parteien beliebt sind, an ihnen liegt es, den anderen die Absurdität der Trennung und des Neides zwischen den Gruppen klar zu machen.

Mehr zu diesem Problem und den alltäglichen und weniger alltäglichen Vorfällen in den Tutorenkursen findet ihr in diesem Magazin.

Beim Lesen viel Spaß wünscht Euch

Philipp Mittermaier

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