Der Imperator lebt

Englisch-LK bei Julius Caesar

Ist es verwunderlich, daß keiner genau weiß, wer Julius Caesar eigentlich ist, wenn ihn die Geschichtsbücher derart verdreht darstellen? Da liest man haarsträubende Geschichten vom tapferen Feldherren, vom großen Imperator, der ein bißchen zu „ambitious“ war oder vom geschickten Kriegstaktiker, der nebenbei auch noch so literarisch begabt war, daß er ein Buch herausbrachte, welches noch heute fast jeder Lateinschüler kennt: „De bello gallico“. Die größte Lüge jedoch ist. daß Caesar angeblich im Senat erstochen worden sei! Hier finden wir das bisher genialste bekannte Beispiel für etwas, das einst schon der gute alte George Orwell drohend voraussagte: History is alterable.1

Unsere Nachforschungen haben ans Licht gebracht, daß Caesar die ganze Sache mit seiner Ermordung bloß inszeniert hatte, um dem schrecklichen Öffentlichkeitsrummel zu entkommen, der ihn so sehr belastete. Wie wir alle wissen, gelang es ihm auch tatsächlich, dies so realistisch zu gestalten, daß bis vor kurzem sein tragischer Tod als wahre Begebenheit erschien. Äußerst peinlich für die Geschichtsschreiber, und noch peinlicher für William Shakespeare, der eine seiner berühmten Tragödien auf Grundlage dieser, ja, man kann fast sagen: Presseente verfasste! Er würde sich im Grabe umdrehen, wüßte er, daß Julius Caesar lebt und heute an einer kleinen Schule in einem völlig unbedeutenden Städtchen in Deutschland Englisch unterrichtet.

Unser Presseteam hat ihn ebendort aufgespürt und präsentiert nun der Öffentlichkeit faszinierende, unglaubliche Bilder vom heutigen, vom wahren Julius Caesar.

(Er lebt übrigens jetzt unter einem recht ungeschickt gewählten Pseudonym, das uns nicht zuletzt auf seine Spur brachte: Aus seinem ursprünglich üblichen Titel „Altehrwürdiger Caesar“ machte er schlicht und einfach „Alt“. Nicht sehr clever, Julius!)

 

       Hier sehen wir ihn in leicht gereizter Stimmung. Möglich, daß sich zum Zeitpunkt der Aufnahme gerade herausgestellt hatte, daß wieder mal nur wenige Schüler ihre Aufgaben hatten.

Man beachte die typische Imperatorhaltung, die deutlich auf seine Herkunft schließen läßt und die er sich wohl nicht mehr abgewöhnen kann.

 

Dieser Schnappschuß zeigt wunderschön den Gesichtsausdruck, mit dem er gewöhnlich einen spontanen Vokabeltest ankündigt. Man merkt, wie sehr er einen Ersatz für das Aushecken von Kriegsplänen benötigt, mit denen er sich in seiner Tarnidentität verständlicherweise nicht mehr beschäftigen kann.

      

 

 

Wechselhaft, wie er wohl schon immer war, schwankt seine Stimmung zwischen...

                            

...extremer Gereiztheit...

 

...und überschwenglicher Freude (beispielsweise, wenn sich ein stiller Schüler zu melden wagt)

 

 

        Aber etwas hilflos kann er auch sein. Eine völlig neu entdeckte Eigenschaft des ehemaligen Herrschers! Seit einiger Zeit schon hat er, vielleicht aufgrund seines enorm hohen Alters,2 mit einer gewissen Schwerhörigkeit zu kämpfen...

 

..so daß man Dialoge wie diesen belauschen kann:

Caesar: Do you know John Wayne? He played always the tie gough in those western movies.
Eine aufmerksame Schülerin: Ehm. sorry, Sir, it’s “tough guy”...
Caesar: I beg your pardon?
Dieselbe Schülerin: Ehm, John Wayne was the, ehm, “tough guy”...
Caesar: Yes.
Immer noch dieselbe Schülerin: Ehm, – you said “tie gough”!
Caesar: Pardon?
(Alle durcheinander, jeder bemüht sich, möglichst laut und deutlich zu sprechen)
(Schließlich Ruhe)

Eine hilfreiche Schülerin3: (langsam, laut, klar) You – wanted – to – say “tough guy” – but – you – said “tie gough”.
Caesar: Oh, did I? Well...

       

 

        Aus alten Zeiten gewohnt, daß man seinen Befehlen stets widerspruchslos gehorcht, kann es ihn heute noch sehr hart treffen, sollte dies mal nicht der Fall sein. Das beste Beispiel hierfür ist, wenn die Klasse mit verschiedenen Ausreden fast geschlossen keine Vokabeln gelernt hat. Eine seiner üblichen Reaktionen ist dann, sich mit unbegreiflicher Sturheit zutiefst beleidigt in Schweigen zu hüllen, eventuell vor sich hin murmelnd: “Well, I don’t care a damn! If you don’t want to improve your English...”

 

Von der Faulheit und dem Desinteresse der Schüler manchmal in frustrierte Resignation getrieben, kommt schon mal hin und wieder vor, daß er die wohlgefeilte Sprache des Senats vergißt...

        

 

        Daß Julius Caesar alias Alt trotz allem noch Sportsgeist besitzt 4, zeigt das Ratespielchen, das er immer und immer wieder mit Vorliebe macht, wenn ein Nachzügler zaghaft an die Tür klopft.


   
Offensichtlich ist ihm immer noch nicht bewußt, daß die modernen Türen der Schule sich im Gegensatz zu den Toren Roms oft nicht von außen öffnen lassen, so daß sein lautes “Come in!!” eigentlich eher heißt: „Könnte mal jemand von euch bitte hingehen und die Tür aufmachen?“  

 

 

Zum Abschluß noch ein wichtiges Beweisstück dafür, daß sich seine Eitelkeit in all den Jahren nicht verändert hat. Um wichtige Dinge, wie etwa die farbliche Zusammenstellung seiner Kleider, zu bemängeln, scheut er sich nicht einmal, einen Schüler in dessen Vortrag grob zu unterbrechen.

       

Friederike Lerch, Nina Merzenich

 

Und so sieht Caesar heute aus...

 

1 Man beachte, wie geschickt dieser Artikel kursübergreifend konstruiert wurde! Anm. d. Aut. (Man beachte femer, daß eine Fußnote solcher Art eigentlich gar nichts in diesem Artikel zu suchen hat. Anm. d. Aut. nach dem ersten Korrekturlesen)

2 Möchte man den Geschichtsbüchern trauen, so wurde er am 13.7. 100 v. Chr. geboren. Erstens aber haben wir ja ohnehin schon jedes Vertrauen in die Geschichtsschreibung verloren, und zweitens ist es schwer vorstellbar, daß ein Mensch, selbst wenn es ein Caesar ist, so alt werden kann.

3 Unser Presseteam hat herausgefunden, daß ebendieser Schülerin wenig später die Ehre zuteil wurde, von Caesar als „seine Tochter“ bezeichnet zu werden. Noch sind sich die modernen Caesarforscher nicht einig, in welchem Zusammenhang dies mit Brutus steht, den Caesar bekanntlich einst „seinen Sohn“ nannte; hierüber wurden bereits die waghalsigsten Theorien erstellt...

4 Vermutlich ein Überbleibsel der alten Arenaspiele, die er wohl ein wenig vermißt.

 


 

At will ein Hörspiel aufnehmen. Die Sprecher sitzen schon bereit, und At gibt zur Sprechprobe das Mikro rum. Erster Schüler sagt etwas, Jan bläst ins Mikro rein.
At: „Nicht blasen! Du sollst was sagen – Arschloch.“
Jan: „Selber!“
At: „Nein, das solltest du sagen!“
       At (zu Jan M.): “What about you? Did you ever get a loveletter – let us say it was a girl who wrote it...”


     
At: “...that was a long time ago when I was a very attractive young man...”   Über die Gefahr, mit einem Ausländer in „Ausländerdeutsch“ zu reden:
At: „Wenn man dann so ankommt: ‚Du nix gut‘, dann kann es passieren, daß der plötzlich sagt: ‚Ich wußte gar nicht, daß sich der Intelligenzquotient und das Sprachniveau eines Deutschen auf so niedrigem Standard befinden.‘ “

 

      
Jan Martenstein, Martin Heath, Christian Ditting    

 

      
     

 

      
    Nsamba Cobe, Eva Dammann, Svenja Doepp, Patricia Stach,
Nicole Exner

 

      

Jan Martenstein, Nicole Exner, Patricia Stach

  Matthias Treutwein, Doro Schneider, Brita Köhler

 

                         
    Birgit Christiansen, Kaspar Wieselhuber, Nina Merzenich

 

 

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