Wir haben durchgehalten!!!

Von zwei Schülerinnen, die auszogen, Russisch zu lernen

Als wir, wissensdurstig, schulbegeistert (wer wählt sonst noch Russisch!? Zitat: „Was? Du machst Russsisch? Spinnst du?“) am Anfang der Elf beschlossen, noch drei Stunden mehr in der Woche (und natürlich nachmittags) in der Schule zu verbringen und uns in die Geheimnisse der kyrillischen Schrift einweisen zu lassen, war ja irgendwie fast alles noch ganz normal. Das Verhältnis zwischen Lehrer und Schülern war ziemlich locker, und der Unterricht bestand größtenteils darin, russisch zu kochen (wonach leider dem ganzen Kurs schlecht wurde), russische Kartenspiele zu lernen, unsere Familienfotos vorzuführen und Tee zu trinken. Sogar Klausuren haben wir geschrieben (nicht daß jemand denkt, wir hätten unsere 15 Punkte nachgeworfen bekommen)! Doch mit der Zeit wurde alles härter. Es fing an mit Oxana, die uns, nachdem unsere liebe erste Referendarin uns verlassen mußte, in die traditionell-russische Singkunst einzuweisen versuchte. Dies war für beide Seiten äußerst hart und scheiterte dann auch schließlich.

Zu Beginn der Zwölf schrumpfte unser Kurs schlagartig, obwohl es nun weniger hart, doch dafür umso chaotischer wurde. Es begann nun die Zeit des anschaulichen Unterrichts (wir lernten die Vokabeln nicht trocken aus einem Lehrbuch, sondern bekamen Würste, Gurken und ähnliches vor die Nase gelegt). Auch hier schrieben wir wieder Klausuren, doch entweder verschollen sie zwischen Umzugskartons unserer nicht sehr seßhaften Lehrerin oder verschwanden mit dieser, für uns auf immer unerreichbar. Doch erst jetzt begann der eigentliche Härtetest. Wir zwei blieben als einzige aus dem anfänglich so hochmotivierten Kurs zurück und wurden radikal mit Leuten zusammengeworfen, die unseren Wissensstand um das Dreifache übertrafen. Außerdem gerieten wir nun unter die Fittiche von Frau Bärmann, die unseren Kurs fest entschlossen und entschieden an sich gerissen hatte, da die pädagogische Kompetenz aller bisher durchgemachten angehenden Lehrkörper von ihr angezweifelt worden war (was wir natürlich gar nicht verstehen konnten). Von nun an erstreckte sich der für uns beide ohnehin schon unverständliche Unterricht (Was? Sechs Fälle? Konjugation? Zeiten?) nicht nur auf geistige Arbeit, sondern auch auf körperliche. Zwecks Vorbeugung gegen Ermüdungserscheinungen wurden wir nämlich zu Kniebeugen und ähnlicher Gymnastik angehalten, und bei Nichtbefolgen dieser Verordnungen konnte es durchaus vorkommen, daß man am Kragen gepackt oder kurzerhand über den Tisch gezogen wurde (mußte man doch zu seinem Glück gezwungen werden!). Doch trotz eines sehr chaotischen, für uns häufig undurchschaubaren Unterrichtskonzeptes blieb der Erfolg nicht aus: Wir können sogar ein russisches Märchen erzählen und – Höhepunkt! – Ilonka wandte ihre Sprachkünste im mündlichen Abitur an!

Das Durchhalten hat sich gelohnt!

Wir hatten viel Spaß, Abwechslung und genug Tee, der im Laufe der Zeit sogar immer besser wurde (Zitat: „Der Tee ist zwar schon kalt, dafür sind die Teebeutel noch drin. Wollt ihr den noch?“). Für alle, die jetzt vor der Entscheidung „Russisch dritte Fremdsprache oder nicht“ stehen: Wählt es, es ist witzig!

Ilonka Drabik, Maren Schreier

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