Zwei derb-frivole Jahre bei Frau Bachmann

„Die sexuelle Komponente könnte noch deutlicher zum Vorschein kommen...“

Als wir, 17 „Deutsch-Leistungskurs-willige“ Schülerinnen, zu Beginn der 12 unsere Kurswahlzettel ausfüllten, sagte den meisten von uns der Name „Bachmann“ noch relativ wenig.

Zwar hatten wir schon in den verschiedenen Abizeitungen gelesen, daß Frau Bachmann anscheinend ein „etwas pikantes“ Lieblingsthema hatte, doch glaubten wir damals noch, daß dies überspitzte Darstellungen von Schulabgängern gewesen seien. Aber was uns da noch unwahrscheinlich vorkam („So extrem kann das doch wohl bestimmt nicht sein – wie will sie denn so ein Thema im normalen Unterricht einbringen!?“), wurde nur allzubald Gewißheit.

Sie konnte es.

So kam es nicht selten vor, daß Frau Bachmann (natürlich wie immer ganz atemlos) in die Runde warf: „Na, formulieren Sie das doch mal richtig aus! Worum geht es denn hier?!“, worauf für einige Minuten beredtes Schweigen herrschte (diese Zeit nutzten wir, um uns „wissende“ Blicke zuzuwerfen), bis sich schließlich eine von uns erbannte, zum x-ten Male die „sexuelle Komponente deutlicher hervorzuheben“. Dezente Umschreibungen des Themas (z.B. „sinnlich“ statt „sexuell“ in einer Klausur) wurden dabei natürlich nicht gestattet und mit – um Präzision bittenden – Randbemerkungen „geahndet“.

Das Verhältnis, das wir zu Frau Bachmann hatten, war bei vielen von uns von einer Art „Haßliebe“ geprägt:
Im normalen Unterricht kamen wir ziemlich gut mit ihr aus, doch wenn es dann an die Klausuren ging, brachten uns ihre Aufgabenstellungen und vor allem die Notengebung (!) manchmal schier zum Verzweifeln („Ich hatte früher immer zwölf Punkte, und jetzt bin ich bei sechs!“).

Was unsere Lehrerin bereits zu Beginn der 12 vermißte, waren „Kursteilnehmer des anderen Geschlechts“. Doch trotz unserer Bemühungen, einige Jungen für unseren Kurs zu gewinnen, blieben wir die gesamten zwei Jahre über ein reiner Mädchenkurs, was jedoch zumindest für uns nicht weiter tragisch war.

Gerechterweise muß man allerdings zugeben, daß Frau Bachmann „nicht nur schlechte Seiten“ hat. Hierbei sind beispielsweise unbedingt die „Häppchen“ zu erwähnen, die sich uns zum Dank für den Blumenstrauß zu ihrem Geburtstag mitbrachte und die es locker mit denen eines Galaempfangs hätten aufnehmen können (Lachs, Kaviar...).

P.S.: Letzte Mißverständnisse zwischen Kursteilnehmerinnen und Kursleiterin wurden erst während der Abiklausur geklärt („Frau Bachmann, schreiben Sie sich mit zwei ,N‘?“).

Friederike Lerch

 


 

Bei der Rollenverteilung fürs Lesen – Sonja verteilt die Rollen:
Sonja: „Möchtest du? –Nein, du mußt nicht, nur wenn du willst...“
Ba: „Die Sonja ist so lieb und sanft... Sie müssen mal ein bißchen mehr Autorität in Ihre Stimme bringen.“
Sonja: „Hähäm – so, Frau Bachmann, dann lesen Sie doch mal...“

 

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